Einige Tage nach dem Rennen habe ich mir die Zeit und Muße genommen, ausführlich von meinen Erlebnissen rund um
den Ironman Mallorca zu berichten...
Der Ironman Mallorca sollte in diesem Jahr der Höhepunkt im
Wettkampfkalender werden.
Dem stand zunächst nichts im Weg: die Vorbereitung und auch
die Half Challenge Walchsee liefen top! So bin ich zuversichtlich und auch mit
einer gewissen Erwartungshaltung eine Woche vorher auf die Insel gereist.
Besonders auf die selektive und Landschaftlich herausragende Radstrecke habe
ich mich gefreut.
Doch beim lockeren „Akklimatisierungslauf“ habe ich, ohne
Vorwarnung und ohne Trauma plötzlich Schmerzen im linken Fuß verspürt.
Weiterlaufen war nicht möglich.
Was war das? Der Fuß und auch die angefertigten
Röntgenbilder waren völlig unauffällig. Vielleicht nur ne Zerrung/
Sehnenreizung? In der Hoffnung, daß es sich nur um eine kleine Sache handelt
bin ich bis zum Rennen nicht gejoggt. Ich hatte im Prinzip auch keine andere
Wahl als abwarten...Gehen, Schwimmen und Radfahren waren schmerzfrei möglich.
Trotz der Ungewißheit habe ich beschlossen, das Rennen
normal zu bestreiten. Nur auf das Einlaufen habe ich verzichtet.
II. Das Rennen:
Wir Profifrauen sind 2 Minuten nach den Pro- Männern und 3
Minuten vor dem restlichen Feld aus 2500 Starten in der Bucht von Alcudia
gestartet. Ein Non- Wetsuit Swim- hatte ich diese Saison noch nicht im
Freiwasser- ist mir aber nicht unrecht. Tolle Schwimmstrecke mit Landgang und
jeweils relativ langen Flachpassagen mit Delfinsprüngen. Das Schwimmen ist bei
mir immer eine Wundertüte, aber heute lief es top! Ich musste nicht wie gewohnt
alleine dem Feld hinterher schwimmen, sondern hatte die ganze Zeit über gute
Füße. Nach dem Landgang nach 2,5 km kamen auch zunehmend die schnelleren
Agegrouper, deren Pace ich mitgehen konnte.
Nach 56:59 min kam ich an Land. Nur 7 Minuten Rückstand auf
die Spitze und gerade mal 2-3 Minuten auf das Frauenfeld! Für mich eine überraschend
gute Ausgangsposition!
Doch bereits die ersten Schritte verursachten Schmerzen im
Fuß! Nicht ungewöhnlich bei einer Sehnenreizung und der Kälte des
Wassers...Also etwas unrund und langsam durch die extrem lange Wechselzone und
aufs Rad! Hier war ich in meinem Element! Der Fuß beruhigte sich relativ
schnell, ich konnte meine anvisierten Wattwerte kontrolliert gut einhalten und
merkte nach dem Wendepunkt bei 35 km, dass ich meinen Rückstand verringern
konnte. Läuft!
Aber langsam aber sicher wurde am km 50- 60 das Feld durch
die aufholenden Agegrouper immer dichter und man musste richtig aufpassen um den
erlaubten Abstand zu halten.
Bei ca. km 65 zeigten sich noch nie gesehene Zustände: Ein
Pulk aus ca. 50 Athleten in dem sich mit Ausnahme der beiden führenden
Profrauen Griesbauer und Petterson die eingeholten Mädels befanden.
Viererreihen, Rechtsüberholen, Stürze und vor allem Frust prägte das Bild.
Katastrophe!
Wie soll man sich da verhalten? Nicht nur ich sondern auch
die anderen Pros waren ratlos. Mehrfach habe ich abgebremst um den Abstand zu
einzuhalten, aber immer wieder sind die Lücken durch Athleten geschlossen
worden. Links fahren oder mal vorne Fahren um möglichst wie erfordert im Wind
zu sein.
Zu dem Zeitpunkt befand ich mich bereits als 3. Frau an der
Spitze des Feldes und wurde nahezu vollständig von Schiedsrichtern begleitet. Hat leider nicht gebracht. Das Feld blieb lange zusammen.
Gerade als starke Radfahrerin wünscht man sich eine solche Situation sicher nicht! Philipp Mund hat aus der Sicht eines betroffenen Agegroupers seine Erfahrungen die ich zu 100% teile niedergeschrieben. Hier geht es zum Artikel.
Gerade als starke Radfahrerin wünscht man sich eine solche Situation sicher nicht! Philipp Mund hat aus der Sicht eines betroffenen Agegroupers seine Erfahrungen die ich zu 100% teile niedergeschrieben. Hier geht es zum Artikel.
Mein Appell.
Liebes Ironman Team: bitte gebt den Profrauen einen realistischen Startvorsprung von mindestens 15 Minuten. Und um das Rennen auch für alle Agegrouper fair zu gestalten: wie wäre es mit einem Wellenstart oder einer Änderung im Streckenverlauf?
So konnte ich mich über 30 km auch nicht wirklich von den
anderen Mädels absetzen. Erst dann entzerrte sich das Feld und am Anstieg zum
Kloster Lluc konnte ich Boden gut machen. Auch die relativ flachen letzten 40
km mit ordentlichem Gegenwind hatten es in sich! Meine Beine waren gut, keine
Schmerzen im Fuß, ich konnte gegen Ende noch ein paar Watt drauf legen und als
2. Frau mit nur 30 Sekunden vom Rad steigen. Ich habe mich richtig auf den
Marathon gefreut...
Beim ersten Schritt wurde ich aber auf den Boden der
Tatsachen geholt. Höllenschmerzen im Fuß! Shit! Ich konnte kaum mein Rad zum
Wechselplatz humpeln. Und auch der klägliche Versuch mit Laufschuhen auch nur 5
Meter zu gehen war mehr als ernüchternd! So bin ich durch die nie enden
wollende Wechselzone an all den Zuschauern gehinkt und mußte dann das Rennen
abbrechen!
Wirklich bitter!
Den bis dato (mal abgesehen von den Gegebenheiten auf der
Radstrecke) perfekten Tag erwischt. Mit einer soliden bis mäßigen Laufleistung
wäre ein Podium alles andere als unwahrscheinlich, denn die Laufform war ja
da....
Ehrlich gesagt, das zu schlucken war hart!
III. Epilog:
Auch nach ausführlicher Ursachensuche finde ich keinen Fehler oder Störfaktor. Keine Vorboten, Vorsicht in Bezug auf Laufumfänge und Vorermüdung, gute Ernährung und Schuhwerk, realistische Rennplanung. Kurzum: ich würde nichts anders machen- einfach Pech gehabt!
Positiv an der ganzen Misere muß ich die tolle medizinische
aber auch „psychologische“ Unterstützung von Freunden, Familie, Bekannten und
Kollegen schätzen! Danke auch allen!
Und: die Form war da! So werde ich 2015- im schlimmsten Fall
auch etwas verspätet erneut angreifen!